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Ol'Buddy-Kapitel 2 - Gespenster u.a. Landstreicher

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Kapitel 2 – Gespenster und andere Landstreicher

Die ernüchternde Bilanz nach Untersuchung des ganzen Hauses war, dass rein gar nichts mehr daran in Ordnung war. Es war mir mit jedem neuen gefundenem Schaden ein Rätsel wie mein Tantchen nur so lange in dieser Hütte durchhalten konnte. Mir kamen diverse Zweifel ob ich dieses Erbe nun wirklich antreten wollte, oder doch lieber das ganze Grundstück zum Schleuderpreis verkaufen sollte. Die Beschaffenheit der Nebengebäude und ihrem Inhalt war ähnlich. In der Scheune war alles was an Heu noch vorhanden war wohl schon vor ein zwei Jahren verrottet genau so wie der letzte Rest Saat der sich noch in einigen löchrigen Jutesäcken befand. Der Geräteschuppen genau so. Baufällig ansich und die Werkzeuge waren weitestgehend reif für den Schrottplatz. Manches wurde durch das löcherige Dach und einfallenden Regen, so verrostet, dass sich die Werkzeuge zu eigenen seltsamen Gebilden umgeformt hatten. Die Felder machten einen ähnlich erbärmlichen Eindruck. Es würde ohne schweres Gerät und viel Hilfe, Wochen, wenn nicht sogar Monate, dauern bis alles reif für eine Aussaat wäre. Blöderweise war der Termin dafür schon bedrohlich nahe und auch wenn Tantchen mir einiges an Geld vermacht hatte, würde es selbst mit meinen Ersparnissen wohl nicht reichen das Haus zu renovieren, oder neu zu Bauen, neue Geräte heranzuschaffen und am Schluss noch Handwerker und Farmhelfer zu bezahlen. Kleinigkeiten wie neues Saatgut machten mir dabei wirklich die geringste Sorge.

Ich beschloss, nach Sonnenuntergang, mit dem Entrümpeln am folgenden Tag zu beginnen und erstmal genug Schlaf zu finden um morgen fit zu sein. Damit kamen weitere Probleme. Als die Sonne untergegangen war und ich im Haus versuchte Licht einzuschalten, stellte ich fest, dass die Elektrik nicht mehr funktionierte. War auch anzunehmen. Die gerissenen Stromleitungen zeigten leider, dass es mit einer simplen Aktivierungsbitte beim E-Werk nicht getan war.

Als ich also im Dunkeln den Weg zum Schlafzimmer suchte, schlug ich mir an den niedrigen Türrahmen mehr als einmal den Kopf an. Wie gut das ich als Dickkopf galt. Als ich glaubte das Schlafzimmer erreicht zu haben, krachte unter mir eine der Dielen ein und hielt meinen Huf in seiner Gewalt, der Splitter den ich mir damit eingefangen hatte, durfte ich nun im dunkeln entfernen. Es war leichter als es klingt, denn der Splitter war groß genug um einen Vampir zu Pfählen. Das Verbinden und Desinfizieren der Wunde war bei fehlendem Licht deutlich schwieriger. Wenigstens der Medizinschrank war voll gefüllt, wie bei fast allen alten Ponys. Ich hoffte nur, dass mein Schmerzensschrei nach der Desinfizierung mit Jod wenigstens die Nachbarn nicht geweckt hatte.

Dann endlich im Schlafzimmer und im Bett verkrochen, was, das sei hier deutlich erwähnt, viel zu klein für meine Ausmaße war, freute ich mich über die warme Felldecke die Tantchen mir da hinterlassen hatte. Ich merkte erst an Atembewegung das es eine Sippe Beutelratten war. Der darauf folgende Schreckensschrei jagte sie gesammelt aus dem Haus. Ich bin und war ja nie pingelig, aber irgendwann ist auch für den härtesten Hengst eine Grenze erreicht.

Ich hatte deutlich Probleme einzuschlafen, denn die Sprungfedern in der Matratze knarzten nicht nur bei den kleinsten Bewegungen, sondern schienen nur auf den Augenblick gewartet zu haben, dass sich einer wie ich in das Bett legte. Im zehn Minuten Rhythmus sprangen sie durch den Bezug und Stachen mich an die verschiedensten Stellen meines Körpers. Als mein bestes Stück von einer besonders Spitzen getroffen wurde, schmiss ich die Matte wutentbrannt aus dem Fenster und der Fensterrahmen folgte auf dem Hufe. Also schlief ich auf dem Boden, nur hoffend dass dieser im Schlaf nicht durchbrechen würde.

Nachdem ich nun endlich ein wenig Schlaf bekommen konnte wurde ich von dem Geräusch der knarzenden Haustür wieder geweckt. Erst nahm ich an, dass es sich nur um den Wind handelte, der das alte Schloss aufgedrückt hatte. Als ich jedoch Schritte hörte, war ich mir sicher das jemand in das Haus eingebrochen war. „Das darf doch alles nicht wahr sein...“ grummelte ich, griff nach einer alten Latte die in der Ecke stand und verließ das Schlafzimmer.

Vorsichtig verließ ich das Schlafzimmer und schaute die Treppe nach unten in den Wohnraum des Hauses, in dem sich auch die Haustür befand. Der Mond beleuchtete nur spärlich den Raum, weswegen ich nichts erkannte. Keine Schemen, keine Schatten, keine Einbrecher. „Bin ich schon Paranoid? Ich hab doch genau was gehört.“ Mein Blick richtete sich auf die Haustür. Von meiner Position konnte ich nur sehen, dass sie Geschlossen sein musste. „... hurr... vielleicht nur geträumt.“ murmelte ich und wollte mich gerade wieder zurück zum Schlafzimmer machen, als ich erneut das tippeln von Hufen vernahm. Schweigend richtete ich meinen Blick wieder nach unten, sah aber immernoch nichts. Aber ich hörte etwas. Unterhielt sich da jemand?

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„Applebloom bist du sicher dass der Geist der alten Tante Sawtooth hier ist?“ fragte Sweetie Belle die sich nervös ganz nah an ihre Freundin drückte.

„Na hör mal! Ich bild mir doch sowas nich ein! Ich sags dir, ich konnte die Schreie ganz deutlich im Baumhaus hören!“ erklärte Applebloom selbstbewusst.

Scootaloo gähnte einmal ausgiebig, kein wunder, es war ja auch schon nach Mitternacht. „Ich bin normalerweise die erste die nach Cutiemarkcrusader Geisterjäger ruft, aber ganz ehrlich mein Bett wär mir gerade lieber..“

„Ach du hast doch nur Angst, du Hühnchen.“ neckte Applebloom sie, welche gerade die Türe zu dem alten verfallenden Haus der Tante Sawtooth öffnen wollte.

„Ich geb dir gleich Hühnchen, du Schleifennase!“ konterte Scootaloo mit wütendem Gesichtsausdruck.

Sweetiebelle schaute sich in der Zeit das Haus von außen an. „W...was wenns ein Landstreicher ist, der sich hier auf Nacht eingenistet hat?“
Breit grinsend antwortete Applebloom: „Genau so gut, dann bekommen wir unsere Cutiemarks in Einbrechervertreiben!“

„Wie soll denn das aussehen?“

„Öh keine Ahnung, vielleicht wie eine Polizeimarke?“

„Cool! Vollzugsbeamtin Scootaloo! Das gefällt mir!“

„Ruhig jetzt Mädels. Wir wollen doch nicht den Geist...“

„...oder Landstreicher..“ ergänzte Sweetie Belle

„... oder Landstreicher alarmieren. Wir müssen ganz leise sein um einen Überraschungsangriff zu starten!“ In diesem Augenblick drückte Applebloom die Klinke der Tür nach unten und schob sie so leise wie möglich auf. Das war allerdings unmöglich den die alten Scharniere quietschten unsagbar laut in der ruhigen Frühlingsnacht. Sie versuchte es durch stoßhaftes öffnen zu unterdrücken, schien es aber nur schlimmer zu machen. Mit jedem ächzenden „Eek“ verzogen sich die Gesichter der Dreien.

„So viel zum Überraschungsangriff. Das quietschen hat bestimmt sogar Granny Smith aus dem Schlaf gerissen.“ meinte Scootaloo flüsternd, die vorsichtig ihren Kopf in den Raum steckte.

Applebloom, die sich genau so umsah, betrat den Raum zuerst. Ihre kleinen Hufe schallten laut auf dem hölzernen alten Boden. „Los. Lasst uns zuerst in der Küche nachsehen!“ wies sie die beiden anderen Crusader an. Während die drei in die Küche eindrangen drückte ein leichter Luftzug die Tür sanft wieder zu.

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Ganz langsam ging ich die treppe nach unten, versuchte dabei so geräuschlos wie möglich zu sein. Da die Treppe allerdings knarzte und ächzte unter jedem meiner Schritte war dies so gut wie unmöglich. Gerade hatte ich noch Stimmen aus der Küche gehört. Leise und durch die Wand abgedämpft, aber ich war sicher das ich welche gehört hatte. Jetzt waren sie verstummt und ich stoppte um nochmal in die Dunkelheit hineinzuhorchen. Es dauerte einen Moment aber dann hörte ich wieder die Stimmen „Hast du gehört?“ „Ja da wa... vielleicht...“ „Geister schweben... die nehmen... Treppe?“ hörte ich Bruchstückhaft.

„Na wartet“ dachte ich mir, „einfach in mein Haus einbrechen! Euch werd ich..“ ich wurde in meinem Gedanken unterbrochen. als ich einen weiteren Schritt nach unten tat gab die Stufe unter mir nach und ließ mich vorn über die Treppe hinunterfallen. Ein alter Tisch fungierte als Bremsklotz für mich. Dieser brach zusammen und verteilte die wenigen Dinge die darauf standen über mir. Ein paar Papiere, eine Tischdecke, ein Buch und ein paar Porzellanfiguren, wie ich später feststellte.

Stöhnend richtete ich mich auf, nun gar nichts mehr sehend, weil die Tischdecke mein Gesicht verdeckte, was ich in meiner kurzen Konfusion allerdings nicht bemerkte. Lauthals hörte ich nun jemanden Schreien. Komisch. Das Klang nach Kinderstimmen, schoss es mir durch den Kopf als ich erneut einen schlag auf den Kopf fühlte, nicht hart, aber unangenehm.

„Das hilft nichts Scootaloo!“ hörte ich eine unbekannte Stimme rufen „Lauft!“ war das letzte was ich vernahm bevor Huftrabbeln neben mir ertönte. „Die Tür ist zu! Dann mach sie auf! AH er kommt auf uns zu!“
Ich begann zu verstehen. Es waren Fohlen die wohl Gedacht haben das wär ein Abenteuerspielplatz. „Hey! Is jetzt mal gut!“ rief ich laut um das ganze verwirrende hin und her aufzulösen, bevor ich mich endlich von der Tischdecke befreien konnte. Nach kurzer Orientierung konnte ich drei kleine Fohlen im Mondlicht erkennen, die angsterfüllt an der Tür kauerten, wohl weil sie es nicht geschafft hatten diese zu öffnen.

„E..es ist doch ein Landstreicher!“ meinte die kleine Pegasi.

„Bitte tun sie uns nichts! Wir gehen auch gleich wieder!“ setzte das Einhorn wimmernd nach.

Das kleine gelbe Fohlen mit der riesigen Schleife in den Haaren sprang überraschenderweise vor die zwei. „Ha! Also doch! Hey Mister! Das ist Privatgrund! Sie verschwinden wohl besser. Einbrechende Landstreicher sind nicht gern gesehen in Ponyville!“ brüllte sie mir entgegen. Naja brüllen wäre falsch formuliert. Laut Piepsend traf es eher.

„Landstreicher? Einbrecher?“ fragte ich ungläubig, stellte mich dabei auf die Hinterläufe und stemmte die Vorderhufe in die Seite. „Na hört mal! Ihr seid hier eingebrochen!“

„Aber nur weil sie zuerst hier eingebrochen sind!“ erwiderte das Erdpony, worauf ich nur einmal Kräftig mit dem Kopf schüttelte.

„Von Wegen! Das ist mein Haus. Ich habs von meinem Tantchen Sawtooth vererbt bekommen!“

Die Farbe wich aus dem Gesichts des grade noch so frechen kleinen Erdponys. „V..vererbt?“ fragte sie kleinlaut.

„Ja vererbt! Bin heute angekommen, war grad eingeschlafen und da platzt ihr hier rein und veranstaltet ein durcheinander. Beim Tarterus, ich dachte ihr Kleinen seid Gauner und wollt euch schon mit ner Holzplanke rausjagen!“ schimpfte ich die drei, deren Angst nun langsam Scham zu weichen schien. Man konnte es deutlich sehen wie sie ihre kleinen Köpfchen hängen ließen, genau wissend das sie etwas Falsch gemacht hatten. „Eigentlich sollt ich eure Eltern holen, damit sie euch den Hintern versohlen!“ maulte ich noch, jedoch wurde mir ein wenig das Herz schwer als ich die drei so ansah, wie sie beschämt sich zu Boden gelegt hatten. Das Einhorn schaute mich mit großen Hundeaugen an und hatte eine Schnute gezogen, so als wolle sie sich mit dem Blick entschuldigen und gleichzeitg um eine nicht zu harte Strafe bitten. Da konnte ich nicht anders als den dreien zu vergeben. „Na gut, ist ja nichts schlimmes passiert, aber das nächste Mal solltet ihr einfach nachfragen oder die Polizei holen wenn euch was komisch vorkommt.“ erklärte ich mit einem sanftem Lächeln.

Ich griff darauf über die drei zur Tür, was sie wohl leicht erschreckte, denn sie zogen sich am Boden zusammen. „Also macht das ihr Heimkommt. Is scho lang Bettizeit.“ meinte ich beiläufig als ich die Tür für die drei öffnete.

Ehe ich mich versah stürmten die drei hinaus auf die Veranda und in den Vorgarten. Nur das Fohlen mit der Schleife drehte sich nochmal um. „Danke Mister und entschuldigen sie bitte! Schlafen sie gut!“ rief sie mir zu.

„Danke! Ihr auch!“ gab ich zur Antwort und schaute den dreien Hinterher wie sie die Straße bis zur Nachbarsfarm liefen. Als ich sie aus den Augen verloren hatte, schloss ich hinter mir wieder die Tür. „Also das ist schon wirklich ein komisches Örtchen hier.“ meinte ich noch, bevor ich mich wieder auf den Weg Richtung Schlafzimmer machen wollte. Jedoch kam mir wieder eine nachgebende Bodendiele in die Quere. „AUA!“
Was man nicht alles in einem alten haus so erleben kann
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